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Sound|Archive

Im Kontext aktueller Debatten über die Dekolonialisierung von Archiven, die Restitution von Sammlungsobjekten und die Aufarbeitung kolonialer Geschichte erhält auch die Frage nach kolonialen Praktiken und Prozeduren, die den Aufnahmen und Archiven von Klang oder Sound zugrunde liegen, neue Dringlichkeit.

Medienwissenschaftliche Untersuchungen versprechen Einsichten in die Bedingungen von Aufzeichnung, Bearbeitung, Distribution und Zirkulation ebenso wie in die Rezeption und Klassifizierung von Klängen, Stimmen und Geräuschen (noise). In den Archiven selbst sind Machtverhältnisse, wie sie durch Prozeduren und Infrastrukturen implementiert sind, aufzuspüren. Zugleich arbeiten akustische Medien auch an der Transgression von staatlich, polizeilich oder militärisch aufgeteilten Territorien mit, wenn sie diese durch technische Standards oder Formate unterlaufen werden. So beispielsweise durch pirate radios, hotline supports, die mit Flüchtenden auf den Meeren Kontakt halten, oder andere Formen klandestiner Sender. Fragen nach dem Status von Klängen als historischer Quelle sind im Sinne einer Handlungsmacht des Sonischen daher erst zu stellen. Der Schwerpunkt richtet seine Aufmerksamkeit dabei vor allem auf Themen des «Globalen Südens», die Gavin Steingo und Jim Sykes (2019) programmatisch als «Remapping» zur Diskussion stellen.

Schwerpunktredaktion: Ute Holl, Emanuel Welinder