Der europäische und weltweite politische Rechtsruck mag in deutschen Universitäten weniger heftig spürbar sein als an den Außengrenzen und in minorisierten Gemeinschaften, aber er ist in der Medienwissenschaft so oder so schon lange angekommen: Er ist Thema für Analysen der alt right-Medienpolitiken (vgl. die Beiträge auf dem Gender Blog), er greift mit den Gender Studies auch die Gender Media Studies an, und er unterminiert allgemeiner Konzepte der Freiheit von Lehre und Forschung an den Universitäten – im Namen von demokratischen Freiheitsrechten.
Aus der Vielzahl der bestehenden Debattenbeiträge anderer Zeitschriften und Zeitungen verweisen wir exemplarisch auf
- Andreas Fischer-Lescano, Direktor des Zentrums für Europäische Rechtspolitik der Universität Bremen, Rechte und Rechtswissenschaft, in: Verfassungsblog, 29.9.2019
- den ausführlichen diskursanalytischen Beitrag im Journal movements, der die Debatte um die Ein- oder Ausladung eines Befürworters von Racial profiling an der Goethe-Universität Frankfurt/M. im Januar 2018 analysiert und die Problemverschiebung von rassistischen Aussagen zur Beschränkung von rassistischer Rede kommentiert (ein Fazit lautet etwa: UNDOING THINGS WITH WORDS: DIE NICHT-PERFORMATIVITÄT VON ANTIDISKRIMINIERUNG):
Katharina Hoppe, Darja Klingenberg, Vanessa Eileen Thompson, Felix Trautmann, Alexander Vorbrugg, Worüber wir reden, wenn wir mit jemandem nicht reden wollen. Zum Spannungsverhältnis von Rassismuskritik und Meinungsfreiheit an der Universität, in: movements. Journal for Critical Migration and Border Regime Studies, Vol. 4, Issue 1/2018, "Wissensproduktionen der Migration", 167-177, open access
- Erhard Schüttpelz' Beitrag im Merkur, 4.1.2019: Installation einer Freisprechanlage. Ein vorläufiger Bericht in elf Briefen
- die taz mit einem kurzen Verweis auf Herbert Marcuse, Margarete Stokowski und einem falschen Konzept von ‹Toleranz› und die merkwürdige Idee, im Informationskapitalismus mit seiner Aufmerksamkeitsökonomie gehe man von Sprachpositionen ‹auf Augenhöhe› aus: Janiosk Herder, Ich möchte lieber nicht!, in: taz, 20.11.2018
- die FAZ über eine Funktionalisierung von vermeintlichen Opferpositionen am Beispiel einer in der Bar des multikulturellen Münchner Hauses der Kunst nicht bedienten AfD-Abgeordneten mit einem Hinweis auf die eigentlichen Probleme, die in der Debatte um «Freiheit» verdrängt werden («Was also ist der Hausverweis gegen das beständige Aushöhlen der mit fürchterlichsten, nie zu vergessenden Opfern erlernten Selbstverständlichkeiten menschlichen Anstands? Was ist ein Haus- gegen einen Landesverweis?»): Kolja Reichert, Ein Rauswurf ist auch ein Botschaft, in: FAZ, 18.11.2018
- Ulrich Reitz, Auftritt von Thilo Sarrazin und AfD-Politiker: Uni kommt mit Vorgehen nicht durch, in: Focus, 17.12.2018
- Johann NIehues (Erhard Schüttpelz), THOMAS THIEL GÄRTNERT FÜR SIEGEN / WARTUNGSARBEITEN AN EINER FREISPRECHANLAGE / VERWIRRTE LESER FINDEN EIGENE KLARHEIT, in: Merkur, 26.2.2019
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