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Schwerpunkt

Das neue ästhetische Paradigma

Abstract (Deutsch)

Der Text, im Original 1992 publiziert, ist zentraler Bestandteil des Spätwerks von Guattari, das insgesamt mit der Rekonzeptualierung der maschinischen Verfasstheit von Subjektivität befasst ist und dabei unter anderem die Kartografierung der von neuen Medientechniken geprägten zeitgenössischen Subjektivität als eine zentrale Aufgabe von Kritik hervorhebt. Das neue ästhetischen Paradigma fokussiert dabei die epochale Privilegierung des ästhetischen Empfindungsvermögens, das alle Wertsphären quert, anders gesagt, die allgemeine Ästhetisierung, als hervorstechendes Merkmal der Gegenwart. Der Text präsentiert eine prägnante Genealogie von Subjektivität: Die polysemische, animistische, transindividuelle Subjektivität wird von einem protoästhetischen Paradigma charakterisiert. Hier sind weder Interiorität und Exteriorität, noch Subjekte und Objekte streng voneinander geschieden, die ökonomischen, sozialen, religiösen, politischen und ästhetischen Wertsphären sind nicht ausdifferenziert. Ihr wird die insbesondere durch die kapitalistische Moderne implementierte modulare, transzendente Subjektivität kontrastiert, die allererst die diversen Wertsphären und subjektiven Vermögen voneinander isoliert. Dies ist auch der Ort, da so etwas wie das ästhetische Vermögen und eine eigene Wertsphäre des Ästhetischen (das Schöne) herauskristallisiert. Schließlich werden als dritter Typus – und wie betont wird »vorausschauend«, denn dieser medientechnisch beförderte Typus ist jedenfalls Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre erst noch im Ankommen – prozessuale Gefüge der Subjektivität eingeführt, die insgesamt kreative Prozesse und Emergenzphänomene auf allen Ebenen priorisieren und insgesamt eine allgemeine Ästhetisierung aller Wertsphären und Vermögen heraufführen. Hier geschieht ein Verschiebungsprozeß des Sinns des Ästhetischen selber.

Abstract (English)

The New Aesthetic Paradigm

The text, originally published in 1992, is a central component of Guattari’s late work, which deals overall with the reconceptualization of the machinic constitution of subjectivity, emphasizing, among other things, the cartography of contemporary subjectivity characterized by new media techniques as a central task of critique. The new aesthetic paradigm focuses on the epochal privileging of aesthetic sensibility that crosses all spheres of value, or in other words, on general aestheticization as a salient feature of the present. The text presents a concise genealogy of subjectivity: it characterizes polysemic, animistic, transindividual subjectivity by means of a proto-aesthetic paradigm. Here, neither interiority and exteriority nor subjects and objects are strictly separated from each other; the economic, social, religious, political, and aesthetic spheres of value are not fully differentiated. The text contrasts this subjectivity to the modular, transcendent subjectivity implemented in particular by capitalist modernity, which originates by isolating the various spheres of value and subjective capacities from one another. This is also the site where something like the aesthetic capacity and an autonomous sphere of aesthetic value (the beautiful) crystallizes. Finally, as a third type – which is, as the text emphasizes, «forward looking», since in any case it is still emerging at the end of the 1980s and the beginning of the 1990s, fostered by media technology – the text introduces processual structures of subjectivity that give overall priority to creative processes and phenomena of emergence on all levels and bring about an overall general aestheticization of all spheres of values and capacities. Here, a process of shifting takes place in the sense of the aesthetic.

Bevorzugte Zitationsweise:

Guattari, Félix: Das neue ästhetische Paradigma. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft. Jg. 5, Heft 08 (1/2013): Medienästhetik, 19–34. DOI: https://dx.doi.org/10.25969/mediarep/671.

Die Veröffentlichung ist rechtlich geschützt, siehe auch § 38 UrhG.