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Open-Media-Studies-Blog

    Publizieren in der Medienwissenschaft

    Andreas Kirchner über Open Access als Standard

    2.12.2022

    Die diesjährige Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft widmete sich dem Thema «Arbeit» und behandelte damit eine Thematik, die in der Medienwissenschaft selbst aktuell diskutiert wird, z. B. wenn es um die Arbeitsbedingungen (#IchBinHanna) oder die Förderpolitik geht. Unter wissenschafts- sowie medienpraxeologischen Gesichtspunkten erscheint im Zuge der Betrachtung der Arbeitsbedingungen in der Medienwissenschaft eine Konzentration auf die gegenwärtigen Publikationsverhältnisse notwendig, wird aber selbst in Diskursen um Open Access oftmals vernachlässigt. In einer Wissenschaftskultur, in der die Partizipation am wissenschaftlichen Diskurs primär durch Vorhandensein und Wirkung wissenschaftlicher Publikationen definiert wird, bestimmt sich Teilhabe an der Wissenschaft neu. Meinte Zugang in Bezug auf wissenschaftliche Publikationen bisher den Zugriff von Leser_innen auf Texte, so betrifft es in der neu entstehenden Publikationskultur den Zugang von wissenschaftlichen Autor_innen zu Publikationsmöglichkeiten. Die Frage ist also nicht mehr nur jene danach, wie Leser_innen Texte finden können, sondern auch, ob diese überhaupt veröffentlicht werden können bzw. wer Zugang zu den für Publikationen erforderlichen Produktionsstrukturen hat. Das sich hierdurch öffnende Themenfeld ist weit, komplex und harrt in großen Teilen immer noch der Erschließung. Aus der Perspektive von Offenheit und Zugang wollen wir uns der Erschließung dieses Themenkomplexes widmen und einen multiperspektivischen Diskurs anstoßen, der über einen längeren Zeitraum, auf verschiedenen Plattformen und in verschiedenen Formaten geführt werden soll. So gab es ein Panel auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft, das durch diesen multiperspektivischen Diskurs auf dem Open-Media-Studies-Blog begleitet wird, indem wir die Perspektiven von Bibliotheken, von scholar-led-Initiativen sowie von Verlagen zusammenführen. Fortgesetzt wird diese kleine ‹Serie› mit einen Beitrag von Andreas Kirchner, der einen Blick auf das Thema aus Sicht eines Open-Access-Verlages wirft.

    Prolog

    Kürzlich ist mir aufgefallen, dass die Redaktion der Zeitschrift MEDIENwissenschaft: Rezensionen | Reviews dazu übergegangen ist, zur Rezension stehende Open-Access-Publikationen extra zu kennzeichnen – ein klares Indiz für einen Wandel in der medienwissenschaftlichen Publikationspraxis. In der Buchliste 4/22 trägt mit 64 von 186 Titeln immerhin ein Drittel aller dort aufgeführten Publikationen das neue «OA»-Kürzel.1 Gerade vor dem Hintergrund, dass die Open-Access-Transformation bei Büchern erst in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen hat, ist das keine schlechte Quote. Dabei ist die Bandbreite der insgesamt 19 Verlage, in denen die Bücher erschienen sind, enorm: Imprints aus den multinationalen Verlagskonzernen SpringerNature und Taylor & Francis sind ebenso vertreten wie diverse University Presses oder kleine Wissenschafts- und Sachbuchverlage wie Büchner oder Frank & Timme. Eine Sonderstellung nimmt der Bielefelder transcript-Verlag ein, der sich in den vergangenen Jahren besonders für die Etablierung von Open Access in der deutschsprachigen Medienwissenschaft eingesetzt hat: 17 OA-Bücher auf der «Buchliste» sind allein dort erschienen. In dieser illustren Runde findet sich – und das immerhin gleich viermal – auch der Name eines Verlags, anhand dessen ich in diesem Post einige Beobachtungen zu Open Access in der Medienwissenschaft illustrieren möchte: meson press.

    Alles auf Open Access

    Die Anfänge von meson press liegen im Centre for Digital Cultures der Leuphana Universität Lüneburg, wo sich das vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung geförderte Hybrid Publishing Lab (HPL) mit dem Wandel des wissenschaftlichen Publizierens und Kommunizierens im digitalen Zeitalter befasste.2 Beauftragt war das Projekt nicht nur mit der wissenschaftlichen Reflektion, sondern vor allem auch der praktischen Erprobung von neuartigen Ansätzen wissenschaftlichen Publizierens. In diesem Rahmen entstand meson press zunächst als Teil des HPL und sammelte mit der Veröffentlichung experimenteller Publikationen wie der des Sammelbandes Rethinking Gamification, der aus dem Schwesterprojekt «Gamification Lab» hervorging, erste Erfahrungen im multi-format open access book publishing. Nach Ende der Förderung des HPL im Sommer 2015 haben Mercedes Bunz, Marcus Burkhardt und ich meson press als eingetragene Genossenschaft ausgegründet – eine Unternehmensform, die wir nicht zuletzt wegen der ihr zugrundeliegenden Werte wie Selbstverantwortung, Demokratie, Gleichheit und Solidarität gewählt haben. meson press ist Mitglied im Radical Open Access Collective (ROAC) und Gründungsmitglied der Initiative ScholarLed, zu der auch die Open-Access-Verlage Mattering Press, Open Book Publishers, punctum books, African Minds und mediastudies.press gehören. Gemeinsam möchten wir neue Tools, Arbeitsabläufe, Infrastrukturen und Prozesse entwickeln, die nicht nur uns, sondern auch anderen wissenschaftsgeführten Verlagen helfen, und Allianzen bilden, um ein faires, transparentes Open Access zu fördern. Der Open-Access-Gedanke war bereits für das HPL zentral und schon bei der Konzipierung von meson press von grundlegender Bedeutung. Dass sämtliche Publikationen über den goldenen Weg des Open Access, also einer direkten Veröffentlichung ohne Embargofrist, veröffentlicht werden sollten, stand ebenso früh fest wie die Verwendung offener Creative-Commons-Lizenzen, die den Autor_innen ein hohes Maß an Freiheit und Rechtssicherheit in der Nachnutzung ihrer Werke garantieren. Zu einer konsequenten Umsetzung des Open-Access-Gedankens gehörte für uns von Anfang an auch eine faire Preisgestaltung: Open Access darf aus unserer Sicht weder zu einem Privileg von Autor_innen verkommen, die an finanziell gut situierten Einrichtungen tätig sind oder über umfassende Projektmittel verfügen, noch dazu führen, dass gedruckte Ausgaben zu einem Luxusgut werden. Entsprechend moderat sind deshalb bis heute sowohl unsere Book Processing Charges (BPCs), die je nach Umfang des Buchs und der verlegerischen Leistungen in der Regel zwischen 2.000 und 6.000 € betragen, als auch die Verkaufspreise unserer Printausgaben, die meist zwischen 15 und 35 € liegen. Goldenes Open Access, offene Lizenzen und faire Preise: Zwar warfen diese Prinzipien zu Beginn unserer Verlagstätigkeit durchaus Irritationen und Fragen auf – beispielsweise danach, warum wir eine kommerzielle Nachnutzung der Publikationen durch Dritte erlauben – im Nachhinein erwiesen sie sich jedoch nicht nur als praktikabel, sondern auch als progressiv und nachhaltig. Langwierige Anpassungsprozesse an die Open-Access-Transformation – sei es durch veränderte Vorgaben von Seiten der Fördereinrichtungen und Universitäten oder durch gewandelte Erwartungshaltungen der Autor*innen –, die gerade die in der Medienwissenschaft häufig anzutreffenden kleinen und mittleren Verlage teils vor große Herausforderungen stell(t)en, blieben uns dadurch erspart. Natürlich macht ein klares Bekenntnis zu fairem Open Access noch keinen funktionierenden Verlag. Gerade vor dem Hintergrund eines bewussten Verzichts auf die Anwendung gängiger ökonomischer Prinzipien müssen eine ganze Reihe weiterer Puzzleteile zusammenpassen, damit sich ein kleiner Verlag wie meson press etablieren und behaupten kann. Auf für uns zentrale Elemente wie eine klare Programmatik, hohe Ansprüche an Qualität und Design, auf Open Access ausgerichtete Herstellungs- und Distributionsworkflows und nicht zuletzt die Weiterentwicklung nachhaltiger Open-Access-Modelle im Rahmen unserer Allianzen und Netzwerke werde ich im Folgenden etwas genauer eingehen.

    Klarer thematischer Fokus

    Die programmatische Ausrichtung von meson press wurde bereits im HPL intensiv diskutiert. Die Entscheidung für einen vergleichsweise engen thematischen Fokus im Bereich digitaler Medienforschung fiel aus verschiedenen Gründen: Zunächst einmal gab es Mitte der 2010er Jahre kaum (medien-)wissenschaftliche Buchverlage, die über ein Open-Access-Angebot verfügten. Zudem sind wir der Meinung, dass der kuratierenden Funktion von Verlagen weiterhin eine enorme Bedeutung zukommt – auch und gerade weil sie in einem digitalen Publikationsökosystem, das Alternativen wie institutionelle Publikationsplattformen, Repositorien oder Self-Publishing-Optionen bereithält, für das Open-Access-Veröffentlichen gar nicht mehr zwingend benötigt werden. Uns ist es wichtig, dass wir unseren Autor_innen ein Publikationsumfeld bieten, in dem sie sich programmatisch gut aufgehoben fühlen und gerne veröffentlichen möchten. Und schließlich handelt es sich bei Themen aus dem Bereich digitaler Medienkulturen um solche, zu denen wir auch selbst arbeiten und die uns folglich am Herzen liegen. Das mag trivial klingen, ist aber wichtig für die Funktionsweise von meson press als scholar-led-Verlag, der mit knappen Ressourcen operieren muss und entscheidend vom Enthusiasmus der Verleger_innen lebt.3

    Hohe Qualitätsansprüche

    Eng mit der thematischen Fokussierung verbunden ist der hohe Anspruch an die Qualität von meson-Publikationen. Hierbei profitieren wir gleich doppelt davon, scholar-led zu sein: Zum einen erlaubt uns unser fachlicher Background, Buchvorschläge direkt selbst inhaltlich zu prüfen, und zum anderen verspüren wir keinen ‹Publikationsdruck›, da wir finanziell unabhängig sind und ohnehin nur ausgewählte Projekte umsetzen können. Publiziert wird folglich nur, was in unser Programm passt und wovon wir inhaltlich überzeugt sind. Dieses verlagsinterne Review stellt aber nur die erste Stufe der Qualitätssicherung dar. In der Regel werden die Manuskripte in einem zweiten Schritt einem Peer Review unterzogen, zu dessen Verbreitung in den Geistes- und Kulturwissenschaften die Hinwendung zu Open Access beigetragen hat.4 Das Review kann bei meson press unterschiedlich ausgestaltet sein: Neben klassischen Verfahren wie Double oder Single Blind Peer Review werden auch offene Verfahren eingesetzt. So wurden z.B. die Identitäten der Beteiligten offengelegt («open identities») oder es wurde im Rahmen eines Workshops offen über Artikel diskutiert («open interaction»). Auf die inhaltliche Qualitätsprüfung folgt eine sprachliche in Form eines Lektorats oder erweiterten Korrektorats, womit in der Regel externe Lektor_innen beauftragt werden, sowie eine Formalkorrektur, die verlagsintern durchgeführt wird. Auch den Bereichen Layout und Design wurde bereits in der Entwicklungsphase des Verlags große Bedeutung beigemessen. Gemeinsam mit professionellen Designer_innen wurde ein umfassendes Konzept entwickelt, das auf die veränderten Anforderungen der Verlagsarbeit im digitalen Raum optimiert ist. Webdesign, Coverdesign und Buchlayout werden hier zusammen gedacht und in ein übergreifendes Corporate Design integriert.

    Multi-Format Publishing

    Die hohen Ansprüche an Layout und Design schlagen sich auch in der Wahl der entwickelten Herstellungsworkflows nieder. War bei wissenschaftlichen Buchverlagen lange Zeit alles auf das gedruckte Buch ausgerichtet, hat die Open-Access-Bewegung die Entwicklung hin zu einer Vielfalt an Output-Formaten merklich vorangetrieben. So erscheinen bei meson press Bücher standardmäßig als PDF und gedruckt (Paperback oder Hardcover) sowie punktuell auch als EPUB und/oder HTML.5 Vor diesem Hintergrund galt es, eine gute Balance zwischen Effizienz und Flexibilität zu finden. Zudem war es uns ein Anliegen, die Autor_innen so wenig wie möglich mit Aufgaben zu belasten, die über die Kernarbeit des Schreibens hinausgehen. Anfängliche Experimente mit All-In-One-Lösungen wie Booktype oder FidusWriter wurden nicht weiterverfolgt, stattdessen können die Autor_innen ihre Manuskripte mit einem der gängigen Textverarbeitungsprogramme verfassen. Der Verlag stellt ihnen hierfür ein Template sowie einen kompakten Style Guide zur Verfügung.6 Satz und Layout übernimmt der Verlag unter Verwendung des Desktop-Publishing-Programms Adobe InDesign, in das die vor-formatierten Dokumente über ein Mapping importiert werden. Aus InDesign werden sowohl die PDFs für die Fahnenkorrekturen als auch die für die verschiedenen Ausgaben optimierten finalen Dateien exportiert.7

    Distribution Reloaded

    Noch umfassender als auf die Herstellung wirkt sich Open Access auf die Distribution aus. Auch in diesem Bereich waren die verlegerischen Aktivitäten lange Zeit – und bei einigen Verlagen ist es noch immer so – auf gedruckte Bücher zugeschnitten. Zwar werden medienwissenschaftliche Open-Access-Bücher bis heute in der Regel auch in gedruckter Form angeboten. Da die Verkäufe aber seit geraumer Zeit rückläufig sind,8 erfolgt dies oft nur noch in digitalen Klein(st)auflagen oder, wie bei meson press, nach dem Print-on-demand-Prinzip, bei dem Druck und Distribution vom selben Anbieter erledigt werden. Die Verkäufe der gedruckten Ausgaben machen bei meson press weniger als ein Viertel der Gesamteinnahmen aus. Während im Printbereich durch die Implementierung moderner Workflows finanzielle und zeitliche Kapazitäten frei werden, kommen mit der digitalen Open-Access-Distribution gänzlich neue Aufgabenfelder hinzu. So genügt es selbstverständlich nicht, die Veröffentlichungen auf der verlagseigenen Website zum kostenfreien Download zur Verfügung zu stellen. Um Zugänglichkeit und Sichtbarkeit (z.B. auch über gängige Suchmaschinen) zu erhöhen, gilt es, die Publikationen auch in Datenbanken wie der OAPEN Library verfügbar zu machen, mit Fachrepositorien wie media/rep/ oder SSOAR zusammenzuarbeiten und die Langzeitarchivierung sicherzustellen. Zudem kann es hilfreich sein, ein eigenes Verlagsrepositorium aufzubauen und die Autor_innen aktiv zur Selbstarchivierung ihrer Werke, beispielsweise über das generische Repositorium zenodo, zu ermuntern. Aber nicht nur die Verbreitung der Bücher selbst, sondern auch die der sie (bibliografisch) beschreibenden Metadaten (z.B. Titel, Autor_innen & Herausgeber_innen, Lizenzinformationen, Publikationsdatum, Verlage, persistente Identifikatoren, Abstracts, Schlagwörter) ist von Bedeutung. Die Pflege beginnt direkt in den Dateien der Online-Publikationen, reicht über die Angaben auf Website und ggfs. Verlagsrepositorium bis hin zur freien Bereitstellung in verschiedenen Formaten und Schemata wie ONIX, Dublin Core oder MARC. Ein hilfreiches Tool, das auch meson press verwendet, ist das im Rahmen des COPIM-Projekts entwickelte Metadatenmanagement und -disseminationssystem THOTH.

    Was kostet der goldene Weg?

    Soll die vielfältige Verlagslandschaft, die für die Medienwissenschaft charakteristisch ist, auch über die Open-Access-Transformation hinaus erhalten bleiben, dürfen die Verlage nicht bei der Anpassung bestehender und der Etablierung neuer Workflows stehen bleiben: Neue Finanzierungs- und Geschäftsmodelle müssen entwickelt und erprobt werden. Der aktuell bei Open-Access-Büchern vorherrschende Weg, die Publikationskosten über autor_innenseitig zu zahlende BPCs zu decken, kann im deutschsprachigen Raum an die Praxis der Zahlung von Druckkostenzuschüsse anschließen, die schon seit Jahrzehnten nötig sind, um wissenschaftliche Bücher finanzieren zu können. In anderen Publikationskulturen (z.B. im englischsprachigen Raum) wird dieses Modell deutlich kritischer gesehen. Wie nachhaltig dieser Weg ist, wird sich erst noch zeigen müssen. Einigkeit besteht darüber, dass die Zahlung von Publikationsgebühren für Autor_innen, die an weniger finanzstarken Einrichtungen tätig sind oder unabhängig arbeiten, eine Hürde zum Open-Access-Publizieren darstellt. Aber schon bei der Frage nach einer angemessenen Höhe der Publikationszuschüsse gehen die Meinungen und Kalkulationen erheblich auseinander. Die inzwischen von vielen Hochschulen für die Übernahme von BPCs eingerichteten Monografienfonds haben ihre Förderhöchstgrenze meist im mittleren vierstelligen Bereich (an der Uni Bayreuth sind es z.B. derzeit 5.000 €, an der Uni Konstanz 6.000 €, beides inkl. MwSt.) angesetzt. Die in einem von wbv Media, De Gruyter und transcript gemeinsam verfassten Papier auf bis zu 8.860 € plus MwSt. taxierten Kosten für ein durchschnittliches Open-Access-E-Book (im Falle einer parallelen Printausgabe kommen weitere 2.000 € hinzu) überschreiten die Grenzen dieser Fonds deutlich. Von den oftmals fünfstelligen Summen, die Großkonzerne wie SpringerNature in Rechnung stellen, ganz zu schweigen. Im Gegensatz dazu setzen genuine, von Wissenschaftler_innen geführte Open-Access-Verlage wie punctum books (5.520 $), Open Book Publishers (5.266 £) oder auch Language Science Press (3.500 €) ihre Kosten deutlich niedriger an, und auch bei meson press liegen die in den Jahren 2020 bis 2022 durchschnittlich erhobenen BPCs bei etwa 4.000 €.

    Ausblick

    Inzwischen gibt es verschiedene Alternativen zum APC/BPC-Modell, die ein (für Autor_innen) kostenfreies Publizieren im Sinne des Diamond Open Access anstreben. Die konkreten Ausprägungen der Modelle unterscheiden sich natürlich, sie folgen jedoch insgesamt dem Grundprinzip, dass die Finanzierung der Publikationskosten auf viele Schultern – sei es in Form einer konsortialen Finanzierung, eines Crowdfunding- oder Mitgliedschaftsmodells – verteilt wird und in der Regel Bibliotheken den Löwenanteil stemmen. Für die Medienwissenschaft relevante Beispiele hierfür, auf die Adriana Slavcheva in ihrem Beitrag auf diesem Blog näher eingeht, sind das Library Membership Programme von Open Book Publishers, die Open Library of Humanities (für Zeitschriften) und die Open Library Medienwissenschaft von transcript. Erst kürzlich wurden im Projekt KOALA zwei medienwissenschaftliche Buchreihen erfolgreich in ein Konsortialmodell überführt, in dem keine BPCs mehr gezahlt werden müssen. Auch meson press wird bald neue Wege der Open-Access-Finanzierung gehen. Über das im Rahmen von COPIM entstandene Open Book Collective werden wir gemeinsam mit unseren Partner_innen aus der ScholarLed-Initiative ein alle Titel der Verlage und zusätzliche Leistungen umfassendes Mitgliedschaftsmodell für Bibliotheken und andere Unterstützer_innen anbieten. Wir hoffen, auf diese Weise unser Finanzierungsmodell auf breitere Füße zu stellen, noch nachhaltiger zu gestalten und unseren Autor_innen und Herausgeber_innen einen noch besseren Service bieten zu können. Und wir sind gespannt darauf, welche Herausforderungen damit verbunden sein werden.

    • 1Tatsächlich sind es sogar noch mehr. So wurden beispielsweise der von Alena Strohmaier und Angela Krewani bei Amsterdam UP herausgegebene Sammelband Media and Mapping Practices in the Middle East and North Africa: Producing Space oder der bei meson press erschienene Band Tactical Entanglements: AI Art, Creative Agency, and the Limits of Intellectual Property von Martin Zeilinger nicht als Open-Access-Publikationen gekennzeichnet.
    • 2Dem Open-Source-Gedanken folgend sind zahlreiche Materialien und Tools des HPL, die zum Teil auch von meson press eingesetzt werden, auf GitHub zur freien Nachnutzung hinterlegt.
    • 3Zur Rolle des scholar-led publishing in den Geisteswissenschaften siehe die ausführliche Auseinandersetzung von Tobias Steiner auf diesem Blog.
    • 4Hierbei legen wir Wert darauf, unseren Reviewer_innen eine Aufwandsentschädigung anzubieten und ihnen eine Auswahl unserer gedruckten Bücher zukommen zu lassen. Dass die Open-Access-Bewegung auf die Durchführung rigoroser Peer Reviews pocht, liegt auch daran, dass sie sich noch immer mit dem Vorwurf konfrontiert sieht, Open-Access-Publikationen seien von minderer Qualität.
    • 5Alle Ausgaben erhalten eine eigene ISBN, zudem wird ein DOI vergeben, der auf die Buchpräsenz auf der Verlagswebsite verweist. Weitere persistente Identifikatoren werden von Repositorien oder Bibliotheken vergeben.
    • 6Um eine einfache und effiziente Literaturverwaltung zu gewährleisten, erfolgt die Formatierung der Literaturangaben bei meson press nach der jeweils aktuellen Ausgabe des Chicago Manual of Style, was u.a. den Einsatz von Literaturverwaltungsprogrammen erleichtert.]
    • 7Die Online-Ausgaben werden mit Metadaten und Lesezeichen versehen, enthaltene URLs werden geprüft und ggfs. aktiviert, zudem werden die Inhaltsverzeichnisse verlinkt.
    • 8Diese Entwicklung hat bereits weit vor der stärkeren Verbreitung von Open Access eingesetzt und liegt u.a. in (durch überteuerte Subskriptionspreise im Bereich wissenschaftlicher Zeitschriften) knappen Bibliotheksetats begründet. Wie unter anderem eine explorative Studie aus dem Projekt OGeSoMo zeigt, wirkt sich eine parallele Open-Access-Veröffentlichung allenfalls marginal auf die Verkaufszahlen gedruckter Ausgaben aus.

    Bevorzugte Zitationsweise

    : Publizieren in der Medienwissenschaft. Andreas Kirchner über Open Access als Standard. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft, ZfM Online, Open-Media-Studies-Blog, , https://zfmedienwissenschaft.de/online/open-media-studies-blog/publizieren-der-medienwissenschaft.

    Die Open-Access-Veröffentlichung erfolgt unter der Creative Commons-Lizenz CC BY-SA 4.0 DE.