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Logos von Podcasts aus der Medien- und Filmwissenschaft

Logos von Podcasts aus der Medien- und Filmwissenschaft. Anna Luise Kiss. CC0.

Open-Media-Studies-Blog

Podcasts als Open-Science-Instrument (Teil 2)

Anna Luise Kiss zu Podcasts aus der Medien- und Filmwissenschaft und zu ersten Schritten für den Einstieg ins wissenschaftliche Podcasten.

16.11.2020

Im ersten Teil dieses Blogbeitrags habe ich eine knappe Definition von Podcasts und wissenschaftlichen Podcasts entworfen und bin auf die Verbreitung von Podcasts eingegangen. Des Weiteren wurden einige Audiopodcasts angesprochen, die sich auf Gespräche über Filme, Serien und weitere TV-Formate spezialisiert haben. Vor diesem allgemeinen Hintergrund möchte ich nun einige medien- und filmwissenschaftliche Podcasts vorstellen, die exemplarisch zeigen, wie Podcasts als Open-Science-Instrument eingesetzt werden können. Knapp gehe ich darauf ein, dass Podcasts auch als Lehrmedium, als Untersuchungsgegenstand und als Forschungsmedium für Medien- und Filmwissenschaftler_innen relevant sein können. Zum Abschluss entwerfe ich eine „How to“-Liste, die den Einstieg ins wissenschaftliche Podcasten erleichtern soll.

Podcasts als Open-Science-Instrument

Im Vergleich zur Fülle an Film- und Serien-Podcasts sind medien- und filmwissenschaftliche Podcasts als Open-Science-Instrument nicht so häufig. Einer der frühesten Podcasts aus dem Bereich der Medienwissenschaft, der mir bekannt ist, ist Aca-Media. Darin geben Christine Becker und Michael Kackman gemeinsam mit ihrem Team, zahlreichen Interviewpartner_innen und Gastmoderator_innen seit 2013 Einblicke in medienwissenschaftliche Forschungsergebnisse und Entwicklungen in der Medienindustrie. Sie diskutieren aber auch Fragen zur guten Lehre, Wissenschaftspolitik, Open Access, Peer-Review und vieles mehr. Aca-Media wird finanziert durch das Journal of Cinema and Media Studies, das offizielle Journal der Society for Cinema and Media Studies. Aus den vielen sehr hörenswerten Folgen empfehle ich die Episode 51. Darin berichtet Margaret Price über ihre Disabled Faculty Study, in der sie Disability und Inklusion in akademischen Kontexten untersucht hat, und Catherine Grant reflektiert die Entwicklung von [in]Transition – Journal of Videographic Film and Moving Image Studies. Für mich steht diese Folge paradigmatisch für die Nutzung von Podcasting zur Dissemination medienwissenschaftlicher Forschung in die eigene Wissenschaftscommunity und zu ihrem Transfer in die Öffentlichkeit. Ein breites thematisches Spektrum wird in einer zugänglichen Gesprächssituation behandelt und durch die Stimmen personalisiert. Forscher_innen unterstützen sich gegenseitig, verweisen nicht nur auf ihre eigene, sondern auch auf die Arbeit anderer. Sie geben sich gegenseitig ein Forum. Anders als in akademischen Publikationen wird das persönliche Interesse aneinander und das Engagement für ein Forschungsthema besonders hervorgehoben. Durch die Doppelmoderation, die Co-Moderator_innen und die Auswahl der Interviewpartner_innen wird für Diversity in der Stimmenverteilung gesorgt. Zahlreiche Links auf der Webseite helfen dabei, Themen zu vertiefen und Quellen nachzuvollziehen. Des Weiteren liegt ein Transkript der Folge zum Nachlesen vor.

Ein aktuelles Spin-off von Aca-Media ist der fünfteilige Podcast Talking Television in a Pandemic. Den Kolleg_innen kann beim Nachdenken über die Fernsehrezeption unter den Bedingungen von Corona, über die Fernsehproduktion und die Fernsehwissenschaft unter dem Eindruck der Pandemie zugehört werden.

Talking Television in a Pandemic: fünfteiliger Spin-off des Podcast Aca-Media.

Seit 2014 ist der BredowCast on air. Benannt nach dem Rundfunkpionier Hans Bredow (1879–1959) wird darin ein Einblick in die Forschung am Leibniz-Institut für Medienforschung (Hans-Bredow-Institut) gegeben. In der Einführungsepisode erläutern Nele Heise, Stephan Dreyer, Christiane Matzen, Jan-Hinrik Schmidt und Daniela Friedrich, wie der Podcast aus dem Bedürfnis heraus entstanden ist, die vielfältige Medienforschung des Instituts jenseits der «Medienlogik», aber auch jenseits der Formate und der Sprache wissenschaftlicher Konferenzen in seiner perspektivischen Vielfalt präsentieren zu können. Des Weiteren sei das Podcasten deshalb für die Wissenschaftskommunikation gewählt worden, weil es die Möglichkeit bietet, unabhängig von Publikationen und Projektabschlüssen das Work in Progress in der Forschung zu beschreiben. Unter dem Motto «Wir erforschen was mit Medien» unterhält sich Johanna Sebauer (sie ist Teil des Teams für Wissenschaftskommunikation) mit Forscher_innen des Instituts, Gastwissenschaftler_innen, weiteren Gästen des Instituts und auch Promovierenden über ihre Forschungstätigkeit. Jede Folge ist einem spezifischen Thema wie z. B. «Watchdog Journalism in Mexico», «Fake-News: Gefahr für die Europawahl 2019» oder Sport und Medien gewidmet; die Folgen werden je nach Interviewpartner_in sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache realisiert. Besprochene oder nur erwähnte Studien wie auch die Profilseiten der Wissenschaftler_innen werden auf der Seite des Podcasts verlinkt.

Die Einführungsepisode zum BredowCast.

Der Podcast THE CINEMATOLOGISTS wird seit 2015 von den Filmwissenschaftlern Dario Llinares und Neil Fox umgesetzt. Ihr Podcast folgt dem Prinzip, dass wann immer die beiden zu Panels, wissenschaftlichen Gesprächsrunden oder Filmeinführungen eingeladen werden, sie diese Veranstaltungen aufzeichnen, mit einer Moderation und teilweise zusätzlichen Interviews versehen und als Podcast publizieren. Sind sie etwa als Moderatoren beim Filmstock Film Festival, auf der Berlinale unterwegs oder in einer Gesprächsrunde im BFI-Musicals-Programm dabei, dann werden aus diesen Aktivitäten und Begegnungen mit Filmemacher_innen und Wissenschaftler_innen Podcastfolgen abgeleitet. Aber auch anspruchsvolle Essays zu verschiedenen Themen wie beispielsweise der Stimme im Kino sind in dem Podcast zu finden.

Essay zur Stimme im Kino im Podcast THE CINEMATOLOGISTS.

THE CINEMATOLOGISTS ist ein recht heterogener Podcast, der den Aktivitäten der beiden Produzenten und Moderatoren folgt, dadurch aber auch die Arbeit von Filmwissenschaftler_innen nachzeichnet. Indem in einigen Folgen die Publikumsreaktionen und Fragen aus Filmgesprächen im Podcast enthalten sind, feiert der Podcast das kollektive Filmeschauen und archiviert eine spezifische Form der cinephilen Gesprächskultur.

Im Video Essay Podcast unterhält sich Will DiGravio seit 2019 mit Wissenschaftler_innen, Filmschaffenden, Kritiker_innen und Video-Essayist_innen über eigene und fremde Video-Essays. Zwei Besonderheiten dieses Podcasts sind, dass die diskutierten Video-Essays über die Webseite zur Verfügung stehen und dass die Zuhörer_innen ‹Hausaufgaben› aufbekommen. Bestanden diese zunächst vor allem darin, sich mit dem Werk eine_s_r Interviewpartner_s_in im Vorfeld vertraut zu machen, gibt es mittlerweile elaboriertere Aufgaben, die zur Produktion eigener Video-Arbeiten inspirieren, welche wiederum auf der Webseite präsentiert und im Podcast besprochen werden. Auf diese Weise ist es Will DiGravio gelungen, seinen Podcast mit der Webseite eng zu verzahnen. Teile seines Publikums sind nicht mehr ‹nur› Zuhörer_innen, sondern auch aktive Beitragende.

Logo des Video Essay Podcast von Will DiGravio.

Frisch on air ist Kammerflimmern und Mediales Rauschen. Seit Ende Juni 2020 sind Meike Boldt und Anna Wiehl Hosts des „Podcast für Medien und Wissenschaft“. Produziert wird der Podcast vom Avinus e.V. Er wird von den Produzent_innen als ein Beitrag zu Open-Science und Wissenschaftskommunikation verstanden und soll über eine reine Präsentation der Autor_innen und Publikationen des Avinus Verlag explizit hinaus gehen.

Noch zu erwähnen ist das New Books Network. Es handelt sich dabei um eine Plattform, die zahlreiche Buchpodcast-Channels versammelt. Es gibt z. B. Channels zu Gender Studies, Sound Studies, French Studies oder Medicine. Häufig sind es Wissenschaftler_innen, die einen Channel betreiben. In dem Channel Media & Communications tritt beispielsweise Marci Mazzarotto, Assistant Professor of Digital Communication an der Georgian Court University in New Jersey, als Host auf und führt mit Kolleg_innen Interviews zu ihren aktuellen Publikationen. Ein weiterer Channel ist dem Film gewidmet, es finden sich aber auch Besprechungen und Interviews zu medien- und filmwissenschaftlichen Publikationen in Channels wie Political Science oder German Studies. Die Qualität der Interviews fällt von Host zu Host sehr unterschiedlich aus.

Für die Entwicklung meines eigenen Podcasts Film Studies bling-bling habe ich mich vor allem an Aca-Media orientiert und mit meinem «Dear Diary»-Kapitel versucht, einen spezifischen Ansatz aus dem BredowCast, THE CINEMATOLOGISTS und dem Video Essay Podcast – nämlich das Doing von Wissenschaft – zu unterstreichen. Zusätzlich zur Dissemination filmwissenschaftlicher Forschung kommen auch meine persönlichen Erfahrungen in der Durchführung eines Drittmittelprojektes zur Sprache. Dies geschieht in Ergänzung zu meinen podcastenden Kolleg_innen, um eine Forscherinnenstimme hörbar zu machen, die einen Forschungsprozess dokumentiert.

Podcasts als Lehrmedium, Untersuchungsgegenstand und Forschungsmedium

Podcasts sind nicht nur als Open-Science-Instrument für Medien- und Filmwissenschaftler_innen relevant. Drei weitere Interessensebenen sollen hier nur kurz aufgeführt werden. Podcasts eignen sich auch als Lehrmedium. Unter den Suchbegriffen Pod Learning oder Education Podcast sind zahlreiche Hilfestellungen zu finden, wie Podcasts von Studierenden als Seminarleistung erstellt werden oder Dozierende Lehrinhalte über Podcasts vermitteln können. Christopher Drew, der sich in einer Studie mit den verschiedenen Designs von Podcasts als Lehrmedium auseinandergesetzt hat, empfiehlt sehr klar strukturierte Podcasts zu entwickeln mit einer maximalen Laufzeit von 15 Minuten. Befragungen von Studierenden haben ergeben, dass es darüber hinaus äußerst hilfreich ist, wenn eine informelle, freundliche und einfache Ansprache gewählt wird. Wichtig ist auch die Verschränkung mit dem übrigen Lehrmaterial. 1

Podcasts sind längst von Wissenschaftler_innen als Untersuchungsgegenstand aufgegriffen worden. Auf internationalen Symposien, in Sammelbänden und wissenschaftlichen Aufsätzen wird Podcasting als eine neue auditive Kultur diskutiert sowie unter anderem Gender-Diskurse in Podcasts und ihre Erzählstrukturen analysiert, um nur zwei Beispiele für bestehende Forschungsinteressen zu nennen. Kyle Wrather hat in einem aktuellen Aufsatz einige Arbeiten zusammengetragen, in denen Wissenschaftler_innen jüngst damit begonnen haben «[to] writ[e] podcasting’s first histories»2 und auch Fragen zur Archivierung von Podcasts zu diskutieren.

Podcasts als Forschungsmedium zu verstehen, hat sich noch nicht durchgesetzt. Die Idee hierzu wurde 2016 von Dario Llinares in dem explorativen Paper «Podcasting as Research: The Liminal Space of Mediated Aural Discourse» auf der What is Media?-Konferenz an der University of Oregon formuliert – dokumentiert in dieser Aufnahme (15:51–32:31). Ich denke ebenfalls, dass Podcasts ähnlich wie Video-Essays das Potenzial haben, z. B. in der Film-Sound- und der Filmmusik-Forschung oder in der medien- und filmwissenschaftlichen künstlerischen Forschung (Arts-based Research) zu einem etablierten Forschungsmedium zu werden.

Empfehlungen zu ersten Schritten für den Einstieg ins wissenschaftliche Podcasten

Ich selbst bin erst seit Kurzem Produzentin eines Podcasts: Seit Januar 2020 ist Film Studies bling-bling on air. Wenn ich hier also Empfehlungen formuliere, dann nicht auf der Grundlage bereits bestehender längerer Erfahrungen, sondern aus meinem noch recht frischen Eindruck des eigenen Einstiegs ins wissenschaftliche Podcasten heraus.

  1. Als Allererstes sollten Podcastinteressierte sich natürlich eine ganze Reihe von Podcasts anhören und analysieren, und zwar nicht nur im angestrebten Bereich, sondern auch darüber hinaus. Wichtige Fragen sind dabei: Was gefällt mir und was nicht? Was gibt es schon und was funktioniert? Wo sehe ich noch eine Lücke, die nicht bedient wird?
  2. Bevor mit der Konzeption begonnen wird, sollten sich zukünftige Podcastproduzent_innen mit Menschen austauschen, die bereits Erfahrungen mit Podcasts haben. Ich hatte z. B. das Glück, dass Iskander Kachcharov mich in das Podcasten eingeweiht hat. Er ist gemeinsam mit Maxim Tsarev Produzent von Cap vs Ap (Cap(puccino) vs Ap(erol)). Iskander und Maxim unterhalten sich in ihrem Podcast auf eine sehr kurzweilige und kluge Art über aktuelle Filme und Filmklassiker. Iskander hat dann auch bei meinen ersten fünf Folgen Regie geführt, so dass ich nicht nur theoretischen Input, sondern beim Einsprechen auch praktische Tipps z. B. zum Sprechtempo mitnehmen konnte, bevor ich dann in die Alleinproduktion gegangen bin.
  3. Die Konzeption beginnt idealerweise mit einer Mindmap oder einer anderen Technik, die dabei hilft, die ersten, grundlegenden Gedanken festzuhalten und zu ordnen. Wichtig sind unter anderem folgende Fragen: Warum will ich überhaupt einen Podcast produzieren? Hier ist Ehrlichkeit gefragt. Es ist z. B. völlig legitim, als Grund anzugeben, dass im Rahmen eines Drittmittelprojektes eine Form der Wissenschaftskommunikation realisiert werden muss, die optimalerweise der Zielgruppe und sich selbst Freude machen sollte. Worum geht es eigentlich: um Wissenschaft allgemein oder um meine Fachdisziplin? Wen möchte ich erreichen: meine Kolleg_innen oder die breite Öffentlichkeit? Rede ich über die Forschung anderer oder nur über meine eigene? Handelt es sich um eine abgeschlossene Serie oder um ein lang laufendes Projekt? Führe ich Interviews mit wechselnden Personen, führe ich Gespräche mit dem immer gleichen Gegenüber oder möchte ich allein vor dem Mikro sein? Werde ich meinen Podcast skripten oder frei sprechen? In welcher Sprache soll der Podcast produziert werden: in der akademischen Lingua franca oder z. B. in Deutsch, und welche Konsequenzen hat das in Bezug auf die In- und Exklusion von Zuhörer_innen? In welchem Rhythmus schaffe ich es, meinen Podcast zu produzieren? Wie bewerbe ich den Podcast und wo? Möchte ich Transkripte der Podcastfolgen oder andere weiter reichende Materialien zur Verfügung stellen?
  4. Im nächsten Schritt kann das Konzept ausgearbeitet werden. Die Ideen aus der Mindmap werden zum Teil verworfen, zum Teil in eine Binnenstruktur des Podcasts übersetzt. Mein Podcast beispielsweise richtet sich an Studierende, Doktorand_innen und Postdocs aus der Filmwissenschaft und an eine breitere Öffentlichkeit. Ich bin die einzige Moderatorin und realisiere eine Episode pro Monat. Jede Episode besteht aus drei Kapiteln: einem «Bling of the month» – das ist ein_e Filmwissenschaftler_in, die ich in einem Interview vorstelle –, einem «News Chapter», in dem ich über neue Studien, Bücher oder CfPs berichte, und dem «Dear Diary»-Kapitel, in dem ich von meiner eigenen aktuellen Forschungsarbeit erzähle.
  5. Des Weiteren beinhaltet die Konzeptarbeit die Entwicklung eines Titels und eines Logos, welches für die Darstellung auf Smartphones, aber auch für die Bewerbung über Soziale Medien geeignet sein muss. Außerdem sind Musik-Clips oder Ton-Collagen fast immer Teil von Podcasts, auch diese müssen produziert werden. Hierfür sollte unbedingt ebenfalls Budget eingeplant werden. Bei der Verhandlung mit Musiker_innen oder Grafiker_innen sollte geklärt werden, ob die Verwertungsgesellschaft GEMA involviert werden muss oder ob z. B. Nutzungseinschränkungen für das Logo berücksichtigt werden müssen. Darüber hinaus ist eine Podcast-Hosting-Site zu wählen. Gordon Schönwälder erklärt in einer Podcastepisode Schritt für Schritt, wie Hoster z. B. dabei helfen, einen RSS-Feed zu codieren und die Episoden auf die verschiedenen Streamingdienste zu verteilen, ohne dass jeder Dienst einzeln aufgerufen werden muss.

    Gordon Schönwälder erklärt in einer Podcastepisode wie Hoster funktionieren.

  6. Zur Konzeption gehört auch die Frage nach der Lizensierung mit Creative Commons. Ich finde diese Frage schwierig, denn dabei gilt es unbedingt zu beachten, dass z. B. Interviewpartner_innen vor dem editierenden Eingriff Dritter geschützt werden müssen. Auf jeden Fall sollten beteiligte Personen über eine etwaige Lizensierung, die die freie Bearbeitung des Materials erlaubt, informiert werden. Ich habe mich für die Lizenz CC BY-NC-ND entschieden, was die Bearbeitung ausschließt.

  7. Der Frage nach der Langzeitspeicherung von Podcasts möchte ich einen eigenen Punkt widmen. Es ist im Sinne von Open Science für eine langfristige Sicherung zu sorgen. Des Weiteren wird auf Folgendes aufmerksam gemacht:

    We may be in a «Golden Age» of podcasts but if we’re not making efforts to preserve and analyze these resources now, we’ll find ourselves in the same conundrum many radio, film or television historians find themselves: writing, researching, and thinking about a past they can’t fully see or hear.3

    Das Repositorium PodcastRE (Podcast Research) eignet sich für die Speicherung nach wissenschaftlichen Kriterien. Hier werden seit 2015 Podcasts mit Links und Metadaten, teilweise auch mit Transkripten, für die Forschung und die Öffentlichkeit gespeichert. Die ältesten Podcasts datieren zurück in das Jahr 2007.

  8. Für wissenschaftliche Podcasts gelten andere Regeln als für Podcasts, die eher aus einer Kritiker_innen- oder einer Fanperspektive TV-Shows, Filme und Serien behandeln. Wichtig ist z. B., im Vorfeld zu klären, wie mit wissenschaftlichen Quellen umgegangen wird bzw. wie Zitate markiert werden, sowie sicherzustellen, dass nicht einfach Werbung für die eigene Arbeit oder die Community gemacht wird. Wissenschaftliche Podcasts, die von wissenschaftlichen Einrichtungen oder einzelnen Wissenschaftler_innen realisiert werden und nicht in Richtung der Wissenschaftscomedy oder des ‹einfachen› Wissenschaftsjournalismus gehen, dürfen grundlegende Standards der wissenschaftlichen Redlichkeit nicht unterlaufen. Es lohnt sich, zu diesem Thema vor der Produktion z. B. die Leitlinien zur guten Wissenschafts-PR von Wissenschaft im Dialog zu studieren. Zwei Beispiele von Podcasts an der Schnittstelle Psychologie/Filme/Serien: Die Psychologin Christiane Attig und der «Filmfreak» Julius Herold machen in den Episodenbeschreibungen zu ihrem Podcast Brainflicks, in dem sie sich über Psychologie, Filme und Serien unterhalten, Quellenangaben.

    Die Podcaster von Brainflicks verlinken in den Episodenbeschreibungen zu den genutzten Quellen.

    Ebenso verlinken Psychologe und Psychotherapeut Niklas Gebele und sein Co-Moderator «Serien- und Podcast-Addict Herr Andreas» ihren Podcast Charakterneurosen, in dem sie «Film- und Seriencharaktere auf [die] Psychoanalyse-Couch» schicken, mit Studien, auf die sie sich in ihren Besprechungen beziehen, aber auch mit weiterführender Literatur zu erwähnten psychologischen Phänomenen.

  9. Es lohnt sich, zunächst ein bis zwei Probefolgen zu produzieren, bevor es richtig losgeht. Das schafft Sicherheit und das Konzept kann getestet werden. Das Produzieren von Testfolgen ist auch wichtig, um sich ggf. in Aufnahme- und Schnittprogramm einarbeiten zu können. Allerdings ist ein Programm wie Audacity recht schnell angeeignet, und auf den Seiten vieler Universitäten finden sich Anleitungen zum Gebrauch und zum Produzieren von Podcasts insgesamt.

Podcasts sind nicht kostenlos zu produzieren und zeitaufwendig. Im Vergleich jedoch zur Produktion von z. B. Videos in angemessener Qualität scheinen mir der finanzielle und der konzeptionelle Aufwand selbst für einzelne Wissenschaftler_innen beherrschbar zu sein. Des Weiteren gibt es Hinweise darauf, dass Podcasts – zumindest was die technischen Einstiegshürden anbelangt – ein inkludierendes Angebot darstellen und auch die Alters- und Geschlechterverteilung unter den Hörer_innen relativ ausgeglichen ist,4 was für viele schriftbasierte Angebote infrage gestellt werden kann. Podcasts stehen zudem, anders als Veranstaltungen wie «Tag der Wissenschaft» oder Fakultätsveranstaltungen und Screenings mit wissenschaftlichem Begleitprogramm, für die Rezipient_innen zeit- und ortsunabhängig zur Verfügung, was abermals die Zugänglichkeit erhöht und für Nachhaltigkeit sorgt. Mit medien- und filmwissenschaftlichen Podcasts lassen sich keine großen Reichweiten erlagen und sie sollten natürlich nicht Präsenzveranstaltungen ersetzen. Sie können aber nach meiner Auffassung bestehende Disseminations- und Transfer-Instrumente sehr gut ergänzen, neue Interessent_innen-Kreise für die Medien- und Filmwissenschaft erschließen und die Kultur der Open Science insgesamt fördern. Es ist dabei nicht unbedingt notwendig, einen komplett eigenständigen Podcast zu entwickeln. Ebenso möglich ist etwa, Kooperationsprojekte mit etablierten Film- oder Wissenschaftspodcasts einzugehen, um eine abgeschlossene (Mini-)Serie von Spezialfolgen in einem bestehenden Format zu platzieren. Einen entsprechenden Vorschlagen haben Yugen Yah und Susanne Braun von Indiefilmtalk in der nachfolgend eingebetteten Spezialfolge von Film Studies bling-bling zum Thema Podcasten gemacht. Darin spricht ebenfalls Will DiGravio über seinen Video Essay Podcast.

Ziel des zweiteiligen Blogbeitrags war es, einen kompakten Überblick zu geben und erste Schritte für den Einstieg ins Podcasten aufzuzeigen. Gern stehe ich für einen Austausch zum Thema unter a.kiss@filmuniversitaet.de zur Verfügung.

Mehrteilige Reihe

  1. Podcasts als open-science-instrument. Über die Definition von wissenschaftlichen Podcasts, zu ihrer Verbreitung sowie zu film- und serienbezogenen Audiopodcasts.
  2. Podcasts als open-science-instrument. Über Podcasts aus der Medien- und Filmwissenschaft und zu ersten Schritten für den Einstieg ins wissenschaftliche Podcasten.

Bevorzugte Zitationsweise

Kiss, Anna Luise : Podcasts als Open-Science-Instrument (Teil 2). Anna Luise Kiss zu Podcasts aus der Medien- und Filmwissenschaft und zu ersten Schritten für den Einstieg ins wissenschaftliche Podcasten.. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft, ZfM Online, Open-Media-Studies-Blog, , https://zfmedienwissenschaft.de/online/open-media-studies-blog/podcasts-als-open-science-instrument-teil-2.

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