Affective Transformations: Politics. Algorithms. Media
In digitalen Infrastrukturen ist eine eigene Form der Affektivierung des Politischen entstanden. Eine Tagungsbesprechung aus Potsdam.
Die Konferenz «Affective Transformations: Politics. Algorithms. Media» wurde ausgerichtet vom durch die DFG geförderten wissenschaftlichen Netzwerk «Affect- and PsychoTechnology Studies – Emergente Techniken affektiver und emotionaler (Selbst-)Kontrolle», einem interdisziplinären Verbund aus Psychologie, Philosophie, Medienwissenschaft, Soziologie und Rechtswissenschaft.1 Die Potsdamer Konferenz stand am Ende der ersten Forschungsphase des Projektes.
Überblick. Vom positiv besetzten Affekt zu dessen Schattenseiten
Im Zentrum der Diskussion um Affekte und den affective turn steht aktuell die technologisch bedingte Beziehung von Mensch und Technik. Denn es sind die hochgradig auf Affekten basierenden technologischen Bedingungen digitaler Kulturen, wie z. B. im affective computing2, die ein Ignorieren des Affektiven unmöglich machen.3 Hinter diesem Interesse am Affekt steht allerdings der Wunsch nach dessen Vereinnahmung zum Zwecke einer massiven, auf ökonomische Verwertbarkeit zielende Erhebung und Auswertung von Daten. Um dies zu erreichen, ist die Bindung menschlicher Agierender an die ubiquitären und omnipräsenten technischen Umwelten über Affekte von Nutzen. Es sind wohl auch die diskursiven Einholungen der Affekte seit den 1990er Jahren, die dies möglich machten. Denn wo Affekte als eine autonome und von Sprache nicht einholbare Einheit entworfen und zudem als Befreiung von einem ins Rationale verliebten und das Materielle vergessenden linguistic turn nobilitiert wurden, ist es ein Leichtes, dieses «Andere» nutzbar zu machen.
Im Verlauf der Potsdamer Konferenz wurde die neue Lage vor allem im Feld der Beziehung von Mensch und humanoiden Robotern paradigmatisch verhandelt. Hier wurde deutlich, dass die menschlichen Agierenden, unterstützt von einem Regime des Affektiven, zum Datengeber und zur Prothese der technischen Dinge werden. Auffällig ist der mangelnde Widerstand. Wir scheinen uns aufgrund der Entfesselung einer alten Sehnsucht nach Unmittelbarkeit im Affektiven in ein Leben mit autonomen Maschinen und ins Datengebertum zu fügen. Die Affektivierung ist zudem zum Medium des in technischen Infrastrukturen wie Internet und sozialen Medien (etwa: Facebook, Twitter, Instagram) organisierten und zelebrierten Politischen geworden, wie populistische hate speech oder ein Regime einer von Fake News induzierten Paranoia zeigen. Was einst zu Recht als ein Mehr an Erkennen vom Menschen sowie als Rettung der klimabedrohten Erde erfunden und gefeiert wurde, ist mithin längst techno-ökonomisch eingeholt worden.
Die Potsdamer Konferenz4 zeigte nun in dieser Lage, dass ein Negieren des Affektiven ebenso wenig zielführend ist wie eine bloße Dekonstruktion der bis dato entwickelten Theorien zu diesem. Es gilt vielmehr, Affekt anders zu entwerfen und zu verstehen und unter Berücksichtigung eines kritischen Affektverständnisses andere Weisen der Vermittlung von Mensch und Technik zu erdenken und umzusetzen. Den Rahmen für die nötigen Reformulierungen bilden zum einen aktuelle politische Entwicklungen wie die Wahl von Donald Trump oder das Vorrücken populistischer neuer rechter Bewegungen. Zudem hat sich die Ubiquität digitaler Kulturen so weit zugespitzt, dass wir in einem Zustand «nach der Revolution» leben würden, so Timon Beyes, Jörg Metelmann und Claus Pias in einem jüngst erschienenen «Brevier digitaler Kulturen».5
Politik mit Affekten
In digitalen Infrastrukturen ist eine eigene Form der Affektivierung des Politischen entstanden. Eine gleichsam affektivierte Grundstimmung des medial erzeugten Politischen zeigte Richard Grusin auf. Er geht in seinem Modell der «Premediation»6 davon aus, dass wir über vernetzte Medien immer schon im Hinblick auf mögliche Katastrophen affektiv vorbereitet werden und sind. Der affektive Zustand einer latenten Dauerangst könne einerseits als Antizipation der Effekte und Affekte des befürchteten Eintretens schrecklicher Ereignisse gesehen werden. Er müsse andererseits als Regierungsform gelten, da etwa der Angstzustand dazu beitrage, einer totalen Datenerfassung als Grundlage für Sicherheit zuzustimmen. Prämediation könne allerdings auch für kritische interventionistische Zwecke genutzt werden, wie z. B. die medialen Bahnungen und Voreinstimmungen zu Occupy Wall Street zeigen würden.7 Eine besondere Herausforderung dieses affektiven Techno-Politischen besteht mithin in der Entstehung einer ambivalenten Lage. Technik ist nicht a priori einer linken oder rechten politischen Orientierung zuträglich, sondern diese hängt vielmehr von der Anwendung ab.8 Die Wirksamkeit dieser ambivalenten Konstitution zeigte Andrew Ross am Beispiel der Nutzung des Internets für humanitäre Zwecke. Es könne z. B. auf Affekte gesetzt werden, um globale Hilfen zu mobilisieren, wobei das humanitäre Engagement dabei allerdings zum Entertainment werde, um Nutzer_innen zur Partizipation zu verführen. Schließlich würden im humanitären Fahrwasser wenig humanitäre Intentionen und Praktiken mitsegeln, die bis hin zu militärischen Interventionen oder der Ausnutzung globaler humanitärer Hilfe als Setting für Überwachung reichen können.
Affizierte Datengeber und intuitive Roboter
Das eindrückliche Forschungsfeld, in dem die Konstitution des Affektiven in digitalen Kulturen und deren Effekte verhandelt wurde, bot während der Konferenz die Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit einer neuen Rolle für menschliche Agierende als Datengeber und Prothese oder Umwelt von Technologie.9 Gabriele Gramelsberger widmete sich der Robotisierung der Affekte und ihrer Verhandlung in digitalen Kulturen mit der Beobachtung und These, dass aus operativen informationstechnischen Verarbeitungen (IT) eine CARE-IT werde. Dabei werde die totale Überwachung, die auf der massiven Abnahme von Daten gründet, den Daten-Gebenden dadurch verkauft, dass sie allein zu deren Sicherheit diene. Dadurch entstehe ein als Sorge getarntes Kontrollsystem, in dem es nicht um eine Sorge der Maschinen für den Menschen gehe, sondern vielmehr umgekehrt, um eine Sorge des Menschen für Maschinen. Menschliche Agierende würden mithin zu Datengebern – ein Verhältnis, das vor allem über affektive Bindungen hergestellt und aufrechterhalten werde. Irina Kaldrack verdeutlichte diese datentechnische Sorge anhand ihrer Forschung zum Konzept des smart house, das auf einer Dauerüberwachung der Bewohner_innen beruht. Grundlage sei die statistische Vermessung eines durchschnittlichen Tages, der zur Referenz für mögliche Abweichungen wird. Dabei gehe mit der Überwachung das Versprechen einher, dass hilfsbedürftige Personen durch diese erst ihre Autonomie bewahren, d. h. in die Lage versetzt würden, solange wie mögliche alleine zu leben. Es entsteht mithin ein Regime der Normalisierung, denn wie sollte man sich in einem smart house noch ohne Konsequenzen fehlverhalten können?
Konkret begreifbar wird diese Affektivierung von Datenerhebungen und Datenausgaben sowie von algorithmischen Steuerungen im Zusammenleben mit Robotern – insbesondere solchen, die mit Maschinenlernen operieren. Da sie den menschlichen Agierenden brauchen, um zu lernen und sich zu entwickeln, erscheinen Affekte als geeigneter Bindungsfaktor. Techno-Affekte scheinen im Alltag angekommen zu sein und werden alltäglich im Hinblick auf eine Zukunft robotischer Sorge. Genau diesen ‹turn› vollzog Serjoscha Wiemer in seinem Beitrag nach. Roboter seien nicht länger kalte und herzlose Techno-Monster. Es komme vielmehr vor allem in Filmen zu einer Verweiblichung von Robotern, die für Fürsorge stehe, hinter der sich allerdings Kontrolle verberge. Im Beitrag von Dawid Kasprowicz wurde deutlich, dass die Mensch-Maschine-Schnittstelle zudem in der Robotik auf eine Kooperation zwischen Menschen und Maschinen hin angelegt ist. Sie setzt auf tacit knowledge und Intuition, die formalisiert und operationalisiert würden. Dabei gehe es nicht länger darum, dass der Roboter die menschlichen Agierenden verstehe, sondern umgekehrt letztere den Roboter.10 Menschen würden so zur Umwelt der Roboter, in der letztere von ihnen lernen.11 Pierre Cassou-Noguès stellte im Kontext der affektiven Bindung und des entstehenden intuitiv-kooperativen Verhältnisses zwischen menschlichen und technischen Agierenden in seinem Vortrag einen neuen Sinn vor, den er «Synhaptics» nennt. So zeige sich am hug shirt – einer Bluse, die mit Sensoren ausgestattet ist, sodass man durch sie tele-technisch berührt werden oder berühren kann –, dass dieser neue Sinn dem Ende der Reziprozität von Berührung entspricht. Im neuen «Synhapticon» kann man berühren, ohne berührt zu werden, und berührt werden, ohne zu berühren. Schließlich gehe das Gespür für den eigenen Körper auf die operativen Erfassungen und Auswertungen der autonomen Maschinen über.12 Außerdem kämen mit den autonomen und selbstlernenden Maschinen und den skizzierten Verhältnissen von technischen Dingen und menschlichen Agierenden rechtliche Fragen auf. Es gehe um Entscheidungsvermögen sowie um Verantwortlichkeit der technischen Dinge, so die Juristin Sandra Wachter. Ein Paradebeispiel seien juristische Frage zum selbstfahrenden Auto. Wer trägt die Schuld bei Unfällen und wird zur Verantwortung gezogen? Nach welchen ethischen oder juristischen Richtlinien sollte man Entscheidungen programmieren, etwa bezogen auf die berühmte Frage, in welche Gruppe ein Auto bei einem Ausweichmanöver schlimmstenfalls gesteuert werden sollte: Kindergarten versus Rentnerehepaar? Werden aus Affekten formalisierte Entscheidungen?
Die als care getarnte Datenerfassung findet im Kontext eines neuen und vielschichtigen Epistems der Datenexistenz statt. Dieses entfaltete Jutta Weber. Ausgangspunkt sei ein neues Sicherheitskonzept, das erst durch die Ansammlung und Auswertung großer Datenmengen möglich würde. Auf dieser Grundlage würde Prävention von Präemption abgelöst, d. h. dem einer möglichen Gefahr vorauseilenden Handeln. Ein neues Paradigma der Möglichkeit13 trete an die Stelle des bis dato gültigen Modus der Wahrscheinlichkeit.
Mathias Fuchs öffnete mit seinem Vortrag in diesem Kontext einen Weg zu einer Antwort auf die Frage, wieso sich das ungehemmte Datengebertum doch letztlich relativ kritiklos durchsetzen konnte und kann. Eine mögliche Antwort könnte in der spirituellen und geradezu spiritistischen Mediengeschichte technischer Dinge sowie des Mensch-Maschine-Verhältnisses liegen. Diese analysierte Mathias Fuchs entsprechend zweier Komponenten: Erstens verwies er auf mögliche Analogien zwischen den totalisierenden Aspekten in den Diskursen aus dem Kontext des affective turn und nationalsozialistischen Theorien und Praktiken. Denn, so die These, das Affiziert-Werden jenseits von Sprache und Bewusstsein, das laut Affekttheorien ein relationales und materielles Dasein in den Vordergrund stelle, könne mit Konzept und Ästhetik des gemeinsam schwingenden Volkskörpers korrespondieren, wie sie Leni Riefenstahl in ihren Filmen vorschwebten. Zweitens bezog sich Mathias Fuchs auf Heilverfahren und Heilsversprechen aus dem «Attunement» (Einstimmung), das Lloyd Arthur Meeker seit den ausgehenden 1920er Jahren und später der Chiropraktiker Albert Ackerley in den USA praktizierten. Hier ging es um eine telepathische Heilung über die Energien eines göttlichen Lichts. Affekte im Sinne des Affizierens und Affiziert-Werdens wurden so zu einer Sendung aus höheren Sphären und Ordnungen.14 Das Problem an dieser Affektivierung ist laut Fuchs, dass sie eine diskursive Auseinandersetzung so gründlich abwertet, dass man nur noch ein affektives Mitschwingen ansteuern und dabei unterschiedlichen Vereinnahmungen erliegen könne, die Unmittelbarkeit und Einheit versprechen.
Affekt anders verstehen
Affekte haben, wie dargelegt, eine zentrale Funktion in digitalen Kulturen. Dies erfordert, so machte die Konferenz deutlich, eine Überprüfung der Konstitution von Affekten in den Theorien des affective turn.15 Ein problematischer Aspekt, der sich in der Orientierung auf Affekte seit den 1990er Jahren u. a. durch die Arbeiten von Gilles Deleuze und Félix Guattari und deren Weiterdenken durch Patricia Clough und Brian Massumi zeigt, liegt in der Ausblendung des Diskursiven sowie in der ontologisierenden Nobilitierung der Affekte. Affekte sollen sich als «Mehr denn Sprache» konstituieren.16 Als solche werden sie zu einer Figur der Rettung. Denn mit der affektiven Wende ist zum einen und nicht nur die Hoffnung verbunden, die vermeintliche Alleinstellung des Menschen in der Welt zu überschreiten. Vielmehr sei von einer affizierten Teilhabe an Welt auszugehen, die für Konzepte und Haltungen zur Rettung des vom Klimawandel bedrohten Planeten Erde stark gemacht werden könnten. Zudem wird zum anderen davon ausgegangen, dass die Betonung des Affektiven ein breiteres Verständnis des Anthropologischen jenseits tradierter Grenzziehungen zwischen Menschen, Tieren und Materialien ermögliche.
Marie-Luise Angerer gab eine entscheidende Vorlage für ein Verständnis von Affekt, das es ermöglicht, sich den technologisch vereinnehmbaren Sichtweisen zu entziehen. Sie setzte statt auf Totalisierung und Intensität von Affekten auf deren Potential der Dislokation. Damit werden das Zufällige, das Dazwischen-Kommen, das In-Bewegung-Setzen, mithin das Nicht-Kontrollierbare sowie die Uneinholbarkeit des Affektes stark gemacht. Denn Dislokation überschreite als Prä-Existentes das Subjektive und Intentionale ebenso wie die technischen Einholungen und Ökonomisierungen des Affektes. Auch Michaela Ott sah im Beweglich-Werden durch Affekte eine Option, sich vor allem den politischen Vereinnahmungen zu entziehen. Dies sei möglich durch die von Affekten ausgelöste Dividuation, denn sie konstituierten das Individuum im Affizieren und Affiziert-Werden als Vielheit und Geteiltes. Eine Revision des Topos der «Weltgesellschaft» von Ulrich Beck, nach dem Unterschiede und Vielheit Gesellschaften auf der Mikro- wie der Makroebene ausmachen, könnte nach Ott eine Möglichkeit sein, ein weniger gewaltsames Beisammensein zu erdenken und zu praktizieren. Auch Markus Rautzenberg unternahm es, das Affektive gegen seine Totalisierung stark zu machen, indem er es als integralen Bestandteil menschlicher Existenz und nicht als das große «Außen» eines relationalen Daseins fasste. Er entwickelte dies aus einer Epistemologiegeschichte des Erhabenen. Dieses gleiche, ob des Erschauerns vor einem möglichen Fortgerissen-Werdens in eine unbestimmte Welt, einer «Ur-Situation» des Affekts. Das Affiziert-Werden von Welt sowie eine Angstlust am Erschrecken könnten nun für eine Nobilitierung von Irrationalismus und Mystik oder als Absolutes instrumentalisiert werden, wie es derzeit in der philosophischen Strömung des Spekulativen Realismus geschähe. Mit Adorno gesprochen gehe es beim Erhabenen aber nicht um einen unkritischen Relationismus, sondern vielmehr um das Affektive als Modus, in dem im Subjekt das Objektive als Sich-Zeigen der Natur im Leiblichen erscheine. Affekte stehen dann für eine substanzielle Integration sowie für die Anerkennung der von ihr konstituierten, unhintergehbaren Vermittlung, auch und gerade angesichts des Numinosen. Paul Stenner entwickelte ausgehend vom Modell der Liminalität eine pragmatische, sozialtheoretische Sicht auf Affektivität, die noch einmal deren Beweglichkeit in den Fokus nahm.17 Er wendete sich gegen die im affective turn erzeugte Entgegensetzung von positiv besetztem Ereignis und einengender Struktur. Affektivität zeige dagegen als Phase des Übergangs von einer Situation in eine andere, mithin von einer Struktur in eine andere, dass Struktur und Ereignis untrennbar und gleichrangig sind. In der liminalen Phase sind Affekte für Stenner ein Ordnung bildendes Element. Denn wo liminale Situationen Affekte auslösen und zugleich Affekte nach liminalen Situationen suchen, gehe es um das Entwerfen und Erproben des Werdens einer neuen Struktur. Werden Affekte als Praktiken des Übergangs und des Werdens gesehen, dann sträubten sie sich auch gegen politische und technologische Vereinnahmungen. Bernd Bösel plädierte schließlich gleichsam für ein Beweglich-Werden der kritischen Auseinandersetzung mit der Kritik am affective turn sowie mit affective computing. Es gelte nämlich z. B., die kritischen Überlegungen aus den eigenen Reihen letzterer anzusehen, um nötige Modifikationen im Einklang mit diesen zu entwickeln.
Resümee
Der entscheidende Impuls aus der Konferenz ist die Aufforderung, Affekt anders zu denken als «im Sinne einer affirmativen Relationalität, die alles und jedes in ein heilsversprechendes Gesamtgefüge zu überführen trachtet»18, wie Marie-Luise Angerer betont. Vielmehr müsse an deren Stelle eine grundlegende Dislokation vorausgesetzt werden, mit der Kontingenz, Greifen und Ergriffen-Werden sowie Unterbrechungen und Lücken als das Reale des Affektes ins Zentrum rücken. Diese Sicht auf Affekt lässt keine totalen Erklärungsmodelle mehr zu, sondern nur kontingente Konstellationen, die in dauernder Bewegung sind. Dislokation, Kontingenz, Unwohlsein sowie die Lust an Antagonismen gilt es nun auszubauen.
- 1Vgl. zur Konferenz: affectivemediastudies.de/ams/2016/11/17/affective-transformations.
- 2Beispielhaft ist das Programm Affectiva, das seit 2000 im Kontext der Affective Computing Research Group am MIT von Rosalind Picard entwickelt und 2009 in eine eigene Firma ausgelagert wurde. Mit diesem Programm werden auf der Grundlage von Mimik Gefühle vom Computer erkannt. Mithilfe der Software können dann z. B. Nutzer_innen über Webcams bei der Betrachtung von Werbung erfasst werden und diese im Hinblick auf ihre Resonanz ausgewertet und gegebenenfalls optimiert werden. Vgl. Website der Firma: www.affectiva.com.
- 3 Marie-Luise Angerer fragt 2007 sehr zu Recht, unter welchen Bedingungen das Interesse und das regelrechte Begehren nach dem Affekt aufkommen. Sie identifiziert das affective computing als mit dem Aufschwung des Affektiven korrelierende Entwicklung. Marie-Luise Angerer: Vom Begehren nach dem Affekt, Zürich, Berlin 2007.
- 4Es geht in diesem Bericht weniger um eine lückenlose Zusammenfassung der Konferenz als vielmehr um eine verdichtete Darstellung im Hinblick auf das skizzierte Problemfeld.
- 5Vgl. Timon Beyes, Jörg Metelmann, Claus Pias (Hg.): Nach der Revolution. Ein Brevier digitaler Kulturen, o. O. (Tempus Corporate) 2017.
- 6Vgl. dazu weiterführend: Richard Grusin: Premediation. Affect and Mediality after 9/11, New York 2010. Das Konzept der Prämediation ist ein Gegenentwurf zum 1999 von Grusin und Bolter vorgestellten Modell der Remediation. Dieses mediengeschichtliche Entwicklungsmodell geht davon aus, dass Medien immer Remediatisierungen älterer Medien sind. Dieser Vorgang wird zum einen verborgen und zum anderen kann er als Weise der Medienreflexion ausgestellt werden. Siehe: Jay David Bolter, Richard Grusin: Remediation. Understanding New Media, Cambridge, Mass. 1999.
- 7Siehe dazu auch: Richard Grusin: Die Prämediation von Finanzmarktpublika: Der Fall #occupywallstreet, in: Andreas Langenohl, Dietmar Wetzel (Hg.): Finanzmarktpublika. Moralität, Krisen und Teilhabe in der ökonomischen Moderne, Wiesbaden 2014, 219–226.
- 8 Es wäre wohl hinzufügen, dass Technik selbst durchaus aufgrund von in sie einprogrammierten Konzepten oder Habits rassistisch, ausgrenzend oder homophob sein kann. Vgl. dazu richtungsweisend die Forschung von Wendy Chun zur Homophilie: Wendy Hui Kyong Chun: Queering Homophily, in: Clemens Apprich (Hg.): Pattern Discrimination, Lüneburg 2018 (im Erscheinen) sowie dies.: Intervening in Habits and Homophily. Make a Difference!, in: Howard Caygill, Martina Leeker, Tobias Schulze (Hg.): Interventions in Digital Cultures: Technology, the Political, Methods, Lüneburg 2017, 75–85, online unter: meson.press/wp-content/uploads/2017/11/978-3-95796-111-2_Interventions-in-Digital-Cultures_Web.pdf.
- 9 Bei der folgenden Ordnung der Vorträge handelt es sich um die Lesart der Berichterstatterin.
- 10 KISMET, ein personalisierter Roboter (personal robot), von Cynthia Breazeal am MIT entwickelt, wurde im Vortrag angeführt. Vgl. die Präsentation unter: www.youtube.com/watch?v=8KRZX5KL4fA.
- 11 Der Beitrag von Dawid Kasprowicz machte auch deutlich, dass konkrete Analysen technischer Verfahrensweisen, einst Domäne der Medienwissenschaft, aber derzeit ob der inter- und transdisziplinären Forschung zu digitalen Kulturen tendenziell ein wenig vernachlässigt, unabdingbar sind, um die Metaphorisierung des Operativen und deren epistemologische, mentalitätsbezogene oder auch politische Effekte zu erfassen.
- 12Ein Beispiel ist der Roboter Nao, der darauf trainiert wird, Affekte und Emotionen u. a. an der Klangfarbe von Stimmen zu erkennen, um z. B. autistische Kinder beim Lernen von Affekten und Emotionen zu unterstützen. Nao sagt mir, wie ich erscheine und was ich fühle.
- 13Vgl. dazu: Louise Amoore: The Politics of Possibility: Risk and Security Beyond Probability, Durham, London 2013.
- 14Mit diesen spiritistischen Ideen und dieser Mediengeschichte des Affektes schloss Mathias Fuchs an die Forschung von Wolfgang Hagen zu diesem Bereich an. Vgl. exemplarisch: Wolfgang Hagen: Die entwendete Elektrizität. Zur medialen Genealogie des »modernen Spiritismus«, in: Torsten Hahn, Jutta Person, Nicolas Pethes (Hg.): Grenzgänge zwischen Wahn und Wissen. Zur Koevolution von Experiment und Paranoia 1850–1910, Frankfurt am Main 2002, 215–239, online unter: www.whagen.de/PDFS/11036_HagenDieentwendeteElekt_2002.pdf.
- 15Vgl. zu einer techno-logischen Geschichte des affective turn: Marie-Luise Angerer: Affekt und Repräsentation – Blick und Empfinden“, in: FKW. Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur, Jg. 28., Nr. 55, 2014, 26–37.
- 16Dagegen steht die Sicht, dass Affekte nicht das andere der Sprache sind, sondern diese vielmehr von Affekten und Emotionen durchsetzt ist bzw. dass Affekte als präsubjektives Empfinden selbst eine nichtdiskursive semantische Ordnung haben. Vgl. dazu: Marie-Luise Angerer in Auseinandersetzung mit Susanne Langer, in: ebd., 33.
- 17Vgl. auch: Paul Stenner: Liminality: Un-Wohl-Gefühle und der affective turn, in: Elisabeth Mixa, Sarah Miriam Pritz, Markus Tumeltshammer, Monica Greco (Hg.): Un-Wohl-Gefühle Eine Kulturanalyse gegenwärtiger Befindlichkeiten, Bielefeld 2013, 45–68.
- 18Marie-Luise Angerer: Affektökologie. Intensive Milieus und zufällige Begegnungen, Lüneburg 2017, 63.
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