Trans Media Studies
Call for Papers: TRANS MEDIA STUDIES (PDF) deutsch + english
** English version below **
Fragen der Mediatisierung, insbesondere der (medialen) Sichtbarkeit und deren Folgen, bestimmen in besonderem Maße die Diskursivierung von trans* Erfahrungen. Ausgehend von den USA wird Mitte der 2010er Jahre mit dem sogenannten Transgender Tipping Point eine gesteigerte (affirmative) mediale Darstellung von trans* Geschlechtlichkeiten mit potenzieller politischer Handlungsfähigkeit verbunden. 2025 dominieren Fragen nach der Gewalt durch und in mediale(r) Exposition den Diskurs. Mit dem Erstarken autoritärer Kräfte sind trans*, inter* und geschlechtsnonkonforme Personen mit der Fortsetzung diskriminierender Politiken konfrontiert, sie werden zu einem der zentralen Feindbilder repressiv-reaktionärer Rhetorik und Politik gegen körperliche und geschlechtliche Selbstbestimmung. Die aktuelle Zuspitzung lässt sich als Ausweitung einer Gewalt verstehen, der sich z. B. BIPoC trans* Personen schon lange ausgesetzt sehen, wie Ansätze aus der Queer und Trans of Color Critique insbesondere mit Blick auf das ambivalente Verhältnis von Invisibilität, Hypervisualität und Vulnerabilität herausgearbeitet haben.
Der Titel dieses Schwerpunkts verweist zunächst auf das gleichnamige, im anglophonen Raum langsam etablierte Forschungsfeld, das sich mit den zeitgenössischen wie historischen, politischen, medialen Bedingungen von Vergeschlechtlichung, Transitionen innerhalb und jenseits des binären Geschlechtersystems sowie dessen Transgression befasst. Zentraler Bezugspunkt dafür sind die interdisziplinären Trans Studies, zu deren Einsätzen machtkritische Zugänge zu historischen, theoretischen und epistemologischen Fragen zählen. Mit Feldern wie Gender und Queer Studies bzw. Critical Intersex Studies oder Inter* Studien verbindet die Trans Studies die Kritik und Analyse jener Prozesse, die vergeschlechtlichte Subjekte und Körper normativ hervorbringen.
Zu den Anliegen des Schwerpunkts gehört neben der Befragung und Re-perspektivierung der deutschsprachigen Medienwissenschaft durch eine Erschließung der Trans Studies auch deren medienwissenschaftliche Erweiterung über den US-Kontext hinaus. Beitragende sind eingeladen, sich dazu auch auf etablierte medientheoretische Diskurse zu beziehen. Naheliegend ist hier die Beschäftigung mit der wechselseitigen Bedingung von Geschlecht und Medien, wie sie ähnlich auch in den Gender Media Studies analysiert wird. Darüber hinaus bietet sich z. B. eine Auseinandersetzung mit Fragen von Trans- und Intermedialität an: Welche (binären) Konzepte strukturieren Vorstellungen distinkter Medien, ihrer Grenzen, Übergänge und deren Theoretisierung? Was bedeutet das für das Verständnis von Hard- und Software, Backup und Update? Inwiefern ermöglicht ein Transitionsbegriff, der von (trans*) Geschlechtlichkeit ausgeht, medientechnische Zusammenhänge potenziell zu politisieren?
Zudem gilt es im Zuge der Etablierung der Trans Media Studies unter Einbindung Forschender und trans* Erfahrungen/Historiografien jenseits des globalen Nordens Fragen der Situierung und der Dekolonisierung zu fokussieren. Insgesamt ist es sowohl für das Feld der Trans Studies als auch für die kulturwissenschaftlich geprägte Medienwissenschaft produktiv, die spezifischen materiell-diskursiven, medialen und technologischen Konstellationen in den Blick zu nehmen, die trans* Erfahrungen, vergeschlechtlichtes Leben und Begehren formen und von denen sie geformt werden. Ein Vorhaben, das aktuell von besonderer (wissens-)politischer Dringlichkeit ist.
Die Schwerpunktausgabe lädt neben einer Versammlung medienwissenschaftlicher Forschung zu trans* Geschlechtlichkeit und der Erschließung der Trans Studies für die Medienwissenschaft dazu ein, Fragen und Forderungen zu explorieren, die beide Felder aneinander stellen können.
Wir freuen uns über Einreichungen zu u. a. folgenden Themen:
- Resonanzen zwischen Medienwissenschaft und Trans Studies, z. B. mit Blick auf die Dekonstruktion von Binaritäten, Figurationen von Unmittelbarkeit und Natürlichkeit, epistemologische Ansprüche im Zugriff auf Geschlecht
- Aushandlung von Konfliktlinien, Allianzen und Differenzierungen zwischen Gender, Queer, Critical Intersex und Trans Media Studies
- Kritische, intersektionale Perspektivierungen der Mediatisierungsprozesse von trans* und inter* Erfahrungen in verschiedenen Medien
- Analysen digital-medialer, techno-politischer Bedingungen von Vergeschlechtlichung insbes. der Zuspitzung transfeindlicher Ressentiments
- Beiträge zum Verhältnis von Etablierung und Dekolonisierung der Trans Media Studies
- Medien der Dokumentation, des Archivs und der Historisierung von trans* und nonkonformer Geschlechtlichkeit
- Reperspektivierungen von Inter- und Transmedialitätsdebatten mit Blick auf zeitgenössische trans* und queere (Medien-)Theorie
- Transition als methodischer Begriff für die Medienwissenschaft
Mit Blick auf die Gewaltgeschichten, die trans* Erfahrungen eingeschrieben sind, wünschen wir uns Beiträge, die sich sensibel für Machtstrukturen und die eigene Positionalität als Forscher*innen zeigen.
Schwerpunktredaktion: Francis Wagner, Jul Tirler, Sarah Horn, Philipp Hohmann
Einreichung von Beiträgen (und ggf. Bildmaterial) bis 28.02.2026. Achtung: Für nicht-deutschsprachige Beiträge gilt eine vorgezogene Frist, Details dazu im nachfolgenden CfP auf Englisch.
Einreichung per Email an zfmsp-transmediastudies[at]lists.univie.ac.at.
Texte sind vor Einreichung an den Styleguide der ZfM anpassen, der sich hier befindet: https://zfmedienwissenschaft.de/einreichungen. Eine Vorlage zur Beitragseinreichung, die die formale Anpassung der Texte erleichtern soll, ist dort ebenfalls zu finden.
Zeitschrift für Medienwissenschaft (Journal of Media Studies)
Special Issue 35 (2/2026)
Call for Papers: Trans Media Studies
Issues of mediatization, in particular (media) visibility and its consequences, are formative for a broad range of discourses surrounding trans experiences. While increased (affirmative) media representation of trans people became associated with potential political agency in the mid-2010s – famously coined in the US as the Transgender Tipping Point –, in 2025, these discourses are dominated by questions of violence through and in media exposure. With the rise of authoritarian forces, discriminatory policies against trans, inter, and gender-nonconforming people do not only continue, but also make them the central target of a demonizing and reactionary rhetoric, and of repressive politics against bodily and gender self-determination. This escalation can be understood as an extension of violence. BIPoC trans people, for example, have long been and continue to be exposed to severe gendered and racialized violence and discrimination. In queer and trans of color critique, various approaches have been analyzing these conditions for years, particularly with regard to the ambivalent relation of invisibility, hypervisibility, and vulnerability.
Trans Media Studies refers to the eponymous research field that is slowly becoming more established in the Anglophone world. It deals with the contemporary as well as historical political and media conditions of gender(ing), transitions within and beyond the binary gender system, and its transgression. The interdisciplinary field of trans studies with its critical approaches to historical, theoretical, and epistemological questions serves as the central point of reference. Taking shared areas of interest and inquiry into account, like the critique and analysis of subjectivation, gendering, normativity, the constitution of bodies and selves, this issue also relates to neighboring disciplines such as gender and queer studies, critical intersex studies, and inter* studies.
Besides questioning and re-evaluating German(-speaking) media studies through the lens of trans studies, this issue aspires to expand trans media studies beyond the US context. Therefore, contributors are invited to re-examine established media theoretical discourses. The field of gender media studies, which investigates the interdependence of gender and media, offers promising possibilities for further research. In addition, trans media studies might be able to tackle questions of trans- and intermediality from a new perspective: Which (binary) concepts structure notions of distinct media, their boundaries, transitions, and their theorization? What does this mean for our understanding of hardware and software, backup and update? To what extent does a concept of transition that is rooted in (trans) gendered experience potentially enable the politicization of media-technical contexts?
While working towards further establishing trans media studies, it is also essential to consider questions of situating and decolonizing and to involve researchers and trans experiences/historiographies beyond the Global North. Overall, the issue follows the mutually productive resonances of trans and media studies to investigate the specific material-discursive, medial, and technological constellations that shape – and are in turn shaped by – trans experiences, gendered life, and desire. A project of particular political and epistemological urgency.
In addition to bringing together media studies research on transness and the opening of trans studies for media studies, this issue explores how both fields can challenge each other with mutual questions and demands.
We welcome submissions on the following topics, including (but not limited to):
- Resonances between media studies and trans studies, e. g., with regard to the deconstruction of binaries, figurations of immediacy and naturalness, epistemological claims concerning gender
- Negotiation of lines of conflict, alliances, and differentiations between gender, queer, critical intersex, and trans media studies
- Critical, intersectional perspectives on the mediatization of trans and inter experiences in various media
- Analyses of the techno-political, digital and media conditions of genderization, especially the escalation of transantagonism
- Contributions to the relationship between the establishment and decolonization of trans media studies
- Media of documentation, archiving, and historicization of trans and non-conforming gender
- Re-perspectivization of inter- and transmediality debates with a view to contemporary trans and queer (media) theory
- Transition as a methodological concept for media studies
In light of the history of violence inscribed in trans experiences, we welcome contributions that demonstrate sensitivity to power structures and the researchers’ own positionality.
Guest Editorial Team of Issue 35: Francis Wagner, Jul Tirler, Sarah Horn, Philipp Hohmann
Deadline for submission is January 31st, 2026. Please submit your article – and, if applicable, images – via email to zfmsp-transmediastudies[at]lists.univie.ac.at.
General Guidelines:
Articles should not exceed 40,000 characters (including spaces) and only include footnote citations (no parenthetical citations within the text, no bibliography at the end).
Please do not embed images in the text itself. Instead, leave a note – as placeholder – at the position where they should appear in the running text (i.e. INSERT IMAGE 1 HERE). All images should be submitted as separate files in high resolution (300 dpi). Please include all image sources in a reference list below the text (for internal use only / for us to double-check reprint permissions).
Also, please do not include an abstract, keywords, a bio or any other additional information in your text. We will ask for these metadata later in the production process, and only after your submission has successfully been peer-reviewed and accepted for publishing.
More information on how to format your manuscript can be found in our Styleguide:
https://zfmedienwissenschaft.de/einreichungen
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The ZfM (Journal of Media Studies) is one of the largest peer-reviewed academic publications for media studies in German-speaking countries. Financed by the Gesellschaft für Medienwissenschaften (Society for Media Studies) whose more than 1,500 members receive the journal as a printed copy, the bi-annual publication is also made freely available to the public under an open access (OA) licence. Whilst the ZfM aims to promote diverse perspectives from a global academic community and welcomes international submissions, it also maintains German as its main language, which is why all articles that have successfully passed the peer-review process will be translated into German before publication.