Die neuen Wahrheitskriege
Debatte über widerspenstige Wahrheiten
- Schwerpunkt
Mit Donald Trump und Vladimir Putin regiere die Lüge, die Beliebigkeit der Postmoderne und der Relativismus des Konstruktivismus seien endgültig zum politischen Programm geworden, so heißt es. Aber stimmt das? Der Essay untersucht die Muster der Skandalisierung des postmodernen und konstruktivistischen Denkens. Er macht deutlich, dass die Kritiker der postmodernen und der konstruktivistischen Erkenntnistheorie den Einfluss von Epistemologien auf die Politik von Donald Trump und Vladimir Putin falsch einschätzen, weil sie sich von akademischen Spezialdiskursen nicht zu lösen vermögen. In dem hybriden Propaganda- und Politikstil eines Donald Trump oder Vladimir Putin sind Skepsis und Wahrheitszweifel lediglich ein Instrument zur Durchsetzung eigener Interessen und Ideologien.
The New Truth Wars
It is said that with Donald Trump and Vladimir Putin a regency of lies, the arbitrariness of postmodernism, and the relativism of constructivism have finally become a political agenda. But is this the case? This essay probes the patterns of scandalizing postmodern and constructivist thinking. It reveals that critics of postmodern and constructivist theories of cognition miscalculate the influence of epistemologies on the politics of Donald Trump and Vladimir Putin because these critics are unable to free themselves from highly specialized academic problems. The hybrid propaganda and politics style of Donald Trump and Vladimir Putin uses skepticism and the mistrust of truth merely as instruments to enforce their own interests and ideologies.
- Pörksen, Bernhard: Die neuen Wahrheitskriege. Debatte über widerspenstige Wahrheiten. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft. Jg. 10, Heft 19 (2/2018): Klasse / Faktizitäten, 69–76. DOI: http://dx.doi.org/10.25969/mediarep/1439.
Kommentare
Eine Anmerkung zum Text von Bernhard Pörksen, der ansonsten vieles treffend analysiert: Ich bin mir nicht sicher, ob es Trump, Putin, der Tabakindustrie und den Klimaleugnern tatsächlich um die "Durchsetzung eigene[r] Dogmen" geht (74-75). Es geht eher um die Durchsetzung eigener politischer und wirtschaftlicher Ziele (z.B. mehr Geld für Unternehmen und Reiche; Russland als Weltmacht; weniger Regulierung, mehr Umsatz für die Tabakindustrie; weniger Regulierung, mehr Umsatz für die Erdöl-, Kohle- und Automobilindustrien). Dogmen (z.B. 'Freie Marktwirtschaft', 'Viel Staat ist schlecht', ‚Jobs for American workers‘) sind eher Blendwerk bzw. Mittel zum Zweck und können bei Bedarf auch angepasst oder durch dem Zwecke dienlichere Dogmen ersetzt werden.
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