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Torsoansicht links, Mann im Rollstuhl sich zärtlich seinem Partner im Arm zuneigend recht

Venus de Milo (Aphrodite von Melos),” ca. 150-125 BC, Wikimedia Commons, CC-BY; „Self Portrait with Robert Andy Coombs in My Dorm Room (Selbstporträt mit Robert Andy Coombs im meinem Stundent*innenwohnheim),” Ausschnitt, 2019, © Joey Solomon, Manhattan, New York

GAAAP_ The Blog

Queering the Crip, Cripping the Queer

28.11.2022

Go there:

Noch bis zum 30. Januar 2023 ist im Schwulen Museum Berlin die Ausstellung Queering the Crip, Cripping the Queer zu sehen, die die Überschneidungsfelder von Behinderung und Queerness historisch und künstlerisch auffaltet. Dazu gibt es Kapitel zu klassischen Körpernormen, Zuschreibungen an 'andere Körper' als teuflisch, bösartig oder sündhaft, zu aufklärerischen Selbstverantwortungsidealen und Verbesserungsideologien, Normalisierungspolitiken und Bestrafung bis zu crip und queeren Ikonen der Krüppelbewegung und der Aneignung des Freakseins. Darin sind sowohl historische Dokumente als auch theoretische Konzepte der Crip Studies, biografische oder autobiografische Bilder und Texte, fotografische oder Videoperformance-Arbeiten bis hin zu aktivistischen Materialien zu sehen.

Die Disability Studies Forscherin Carrie Sandahl, die den Titel der Ausstellung erfunden hat, schreibt in der Ausstellung: „Sexuelle Minderheiten und Menschen mit Behinderungen teilen eine Geschichte der Ungerechtigkeit: Beide wurden von der Medizin pathologisiert, von der Religion verteufelt, bei der Wohnungssuche, auf dem Arbeitsmarkt und im Bildungswesen diskriminiert, in der Repräsentation stereotypisiert, von Hassgruppen zum Opfer gemacht und gesellschaftlich isoliert, oft in ihren Herkunftsfamilien.“ Die Geschichten von Behinderten und Queers verlaufen ähnlich, wenn auch nicht immer parallel. Queers und Behinderte finden sich manchmal mit der Fantasie des „idealen Körpers“ ab. Queere/behinderte Künstler*innen stellen sich meistens dagegen. Die Ausstellung wird maßgeblich von queeren/behinderten Menschen kuratiert; die ausgestellten zeitgenössischen Künstler*innen bezeichnen sich größtenteils selbst als behindert und queer. Sandahl betont: „Diejenigen, die beide Identitäten für sich beanspruchen, können ihre Verbindungen wohl am besten beleuchten und herausfinden, wo sich Queer und Crip überschneiden, voneinander abspalten und wieder zusammenlaufen.“

„Queering the Crip, Cripping the Queer“ ist die erste internationale Ausstellung, die die vielfältigen historischen, kulturellen und politischen Intersektionen von Queerness und Behinderung erforscht. Die Ausstellung zeigt Arbeiten von über 20 internationalen zeitgenössischen Künstler*innen, die sich mit den historischen Themen und Objekten der Ausstellung auseinandersetzen. Weiter zu sehen ist eine Auswahl aus der Sammlung Prinzhorn mit Arbeiten von Künstler*innen, die psychiatrisiert waren. Vorgestellt werden auch die großen Ikonen der queeren/behinderten Kunst: Lorenza Böttner, Raimund Hoghe und Audre Lorde.

Bevorzugte Zitationsweise

Bergermann, Ulrike: Queering the Crip, Cripping the Queer. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft, ZfM Online, GAAAP_ The Blog, , https://zfmedienwissenschaft.de/online/gaaap-blog/queering-crip-cripping-queer.

Die Open-Access-Veröffentlichung erfolgt unter der Creative Commons-Lizenz CC BY-SA 4.0 DE.